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Gerstenberger, Ludwig Wilhelm

männlich 1933 - Datum unbekannt


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  • Name Gerstenberger, Ludwig Wilhelm 
    Geburt 23 Aug 1933  [1
    Geschlecht männlich 
    Tod Datum unbekannt 
    Personen-Kennung I188633  Zimbelmann
    Zuletzt bearbeitet am 19 Apr 2022 

    Vater Gerstenberger, Ernst,   geb. 13 Okt 1912   gest. Datum unbekannt 
    Mutter Süske, Maria Luise,   geb. 2 Mai 1911   gest. 26 Jun 1966 (Alter 55 Jahre) 
    Eheschließung 23 Jul 1932  [1
    Familien-Kennung F63072  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie Lebend 
    Kinder 
     1. Lebend
     2. Lebend
     3. Lebend
    Zuletzt bearbeitet am 7 Dez 2018 
    Familien-Kennung F63073  Familienblatt  |  Familientafel

  • Notizen 
    • Dr. med. Eduard Gerstenberger:
      Note:
      Ludwig Wilhelm Gerstenberger war der jüngste von seinen am Leben gebliebenen Brüdern. Er hat in Sarata das Lehrer-Seminar “Wernerschule” besucht. Da er aber nicht Lehrer werden wollte, setzte er ein Jahr aus und fuhr nach Kurland, um da Ingenieur zu studieren. Seine Mutter wollte ihn unbedingt auf einer Kanzel als Pastor oder als Arzt sehen. Aber auch sein Ingenieur-Studium musste er nach einem Jahr abbrechen, da seine Eltern beide, mit 2 Tagen Abstand, starben und er als der Jüngste, nach bessarabischem Kolonistenbrauch, die Wirtschaft des Vaters übernehmen musste. So begann sein Lebenslauf mit Enttäuschungen, denn es ging nichts nach seinem Wunsch.
      Wilhelm war eine strebsame, unruhige Natur. Er hatte immer nur das Interesse an einem Aufbau. Sobald es fertig war verlor er daran das Interesse und suchte ein neues, seinen Vorstellungen entsprechendes Objekt.
      So dauerte es auch nicht lange, bis er mit seinem Bruder Friedrich, dessen Wohnhaus eben im Rohbau fertig war, die Wirtschaften tauschte. Nun baute Wilhelm das Haus nach seinen Vorstellungen und Geschmack aus, legte einen Obstgarten mit auserlesenen Obstsorten an, setzte seltene blühende Sträucher an, schüttete einen Damm auf und besetzte den so entstandenen Teich mit Fischen – um kurz danach wieder zu verkaufen.
      In Klöstitz kaufe er eine vernachlässigte Holzhandlung. Nachdem er die Holzhandlung bestens ausgebaut hatte, verkaufte er auch diese und erwarb in Tarutino ein Haus, welches er, nachdem er es nach seinem Geschmack geändert hatte, nach ein paar Jahren wieder verkaufte. Danach baute er auf einer Baustelle ein neues Haus, verkaufte auch dieses, um zuletzt, wie so viele seiner Landsleute zu jener Zeit, 1921/23 mit der ganzen Familie nach Brasilien auszuwandern. Dort angekommen, verlor er durch die damals in Deutschland tobende Inflation den größten Teil seines Vermögens.
      Er geriet in die Hände einer Auswanderer-Gesellschaft, welche ihn in die berüchtigte Kolonie “Paulista” in Brasilien in den Urwald in ein malariaverseuchtes Gebiet verfrachtete, wo seine Kinder, welche er sämtlich aus dem Gymnasium herausgeholt hatte, den Ältesten – Artur – aus dem Hochschulstudium, keinerlei Möglichkeiten des versprochenen Schulbesuchs oder einer Weiterbildung vorfanden. Einkaufsmöglichkeiten oder Absatz der Produktion waren nur möglich unter Zurücklegung von weiten Strecken.
      Wilhelm zog dann noch einmal um in die Gegend von Araçatuba. Er starb durch Entbehrungen und Enttäuschungen zermürbt im Jahre 1947. Seine Frau Emilie, welche sich in der neuen Heimat nicht einleben konnte und sehr an Heimweh litt, starb schon 6 Jahre nach der Umsiedlung im Jahr 1927.
      Seine Kinder verließen mit der Zeit zum größten Teil die Kolonie und siedelten sich teils in Mato Grosso – Tres Lagos (Três Lagoas in Mato Grosso do Sul?) -, teils in der Provinz São Paulo an, wo sie in den deutschen Niederlassungen Arbeit und Heimat fanden. Der älteste Sohn ist nach langer Wanderung in Roboré/Bolivien sesshaft geworden, wo er zuletzt im Staatsdienst als Topograph bis zu seinem Tode 1972 mit seiner Frau und seinen Kindern wohnte. Die älteste Tochter, mit einem Reichsdeutschen verheiratet, kam mit ihrem Mann nach Deutschland. Ihr Mann ist gefallen und sie lebt jetzt mit ihren Kindern im Erzgebirge.
      Nach schwerem Anfang haben sich alle Kinder Wilhelms eine gute Existenz geschaffen.

  • Quellen 
    1. [S420] Dr. med. Eduard Gerstenberger, (Familienchronik).