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Komotau, Chomutov, Nordböhmen, Österreich-Ungarn



 


Notizen:
Wikipedia 2017:

Die Industriestadt Chomutov (deutsch Komotau) ist die Kreisstadt des Okres Chomutov im Verwaltungsbezirk Ustecky kraj in Nordböhmen.

Geschichte:

Bereits um 800 befand sich auf dem Gebiet des späteren Komotau eine kleine Kirche. Am 29. März 1252 wurde die Stadt Comotau von Friedrich von Komotau dem Deutschen Ritterorden geschenkt. Am 1. Februar 1261 verlieh Premysl Ottokar II. dem Orden die Gerichtsbarkeit. Damals wurde noch die Bezeichnung „Villa Forensis“ benutzt. Daraus schließt man, dass Chomutov zu dem Zeitpunkt noch ein Dorf war. Durch eine Schenkung der Familie Kothobor von Retschitz erhielt der Orden 1281 Krimove. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch schon am Ordensschloss gebaut. Bis Ende des Jahrhunderts erhielten die Ritter durch Schenkungen und Kauf Gut zu Beßwitz und Otwitz.

1335 wurde der Komotauer Markt durch ein Privileg des Königs Johann von Luxemburg von Zöllen und Abgaben befreit. Außerdem erhielt die Stadt das Recht, Bier zu brauen und Wochen- und Jahrmärkte abzuhalten. Am 28. Oktober 1396 verlieh der Deutsche Orden die Stadtrechte von Komotau an Albrecht von Duben und Nikolaus von Komotau. Die Stadt erhielt ein Rathaus sowie das Recht zum Salzhandel, eine Stadtwaage, sowie Siegel und Stadtwappen.

Am 30. Oktober 1407 bestätigte König Wenzel IV. den Komotauern das Recht der Bannmeile und beendete damit den Streit zwischen Adel und Bürgertum wegen des Gewerberechts zugunsten der Städte. Am 21. September 1411 musste der Landkomthur des Ordens, Ulrich von Ausk die Herrschaft Komotau an den königlichen Günstling Stephan von Kobersheim, der auch Harnischmeister genannt wurde, abtreten. 1415 ging Komotau endgültig bis 1420 an die böhmische Krone, danach wurde sie von Kaiser Sigismund von Luxemburg an den Markgrafen von Meißen verpfändet. Die Hussiten nahmen am 16. März 1421 die Stadt ein, die Bevölkerung wurde anschließend massakriert. Der hussitische Feldherr Jan Zizka ordnete an, nur so viele am Leben zu lassen, wie nötig waren, um die übrigen zu beerdigen. Bei den Kämpfen und danach starben etwa 2500 – nach einer anderen Quelle genau 1363 – Menschen; 1424 wurde die Stadt an Nikolaus I. von Lobkowicz (Mikulas Chudy) verpfändet und später verschenkt. Nach dessen Tod wurde sie Besitz des Jakob von Wrschowitz. 1456 wurde Johann Czalta von Kamena Hora auf Anweisung des Königs Ladislaus Postumus der neue Herr von Komotau. Vier Jahre später starb er und sein Schwiegersohn Benedikt von Weitmühl wurde neuer Besitzer. Außerdem erhielt die Stadt von Georg von Podiebrad (Jirí z Podebrad) weitere Privilegien. Benedikt von Weitmühl starb 1560 und Ladislaus von Weitmühl und seine Vettern wurden die neuen Herren der Stadt.

Die Komotauer erhielten 1517 von ihren Erbherren einen Freiheitsbrief, in dem den Juden das Wohnen, Betreiben eines Handwerks oder des Handels in der Stadt, den Vorstädten und der ganzen Herrschaft verboten wurde. Dieses Privileg gegen die Juden blieb bis 1848 in Kraft. Am 2. August 1525 brannte ein großer Teil der Stadt einschließlich des Schlosses ab. Daneben verbrannten 70 große Bücher aus der Bibliothek von Bohuslaus Lobkowicz von Hassenstein, darunter Originalschriften des griechischen Weisen Plato. 1529 übernahm Sebastian von Weitmühl die Ländereien von Komotau. 1547 wurde die Stadt während des Schmalkaldischen Krieges von den Armeen des Kurfürstentums Sachsen unter Führung des sächsischen Oberst Thumshirm überfallen und gebrandschatzt. Acht Jahre später brach die Pest aus und forderte 2300 Tote; dreizehn Jahre später kehrte sie zurück und weitere 2500 Personen starben. Alaunvorkommen wurden 1556 entdeckt, und ab 1558 begann man mit dem Abbau. 1585 wurde die Zunft der Faßbinder errichtet. 1571 wurde die Stadt an die Herrn von Lobkowitz und Hassenstein verkauft. In folgenden Jahren kaufen die Herren Dörfer zurück und neue hinzu, wie Rothenhaus, Stadt Katharinaberg sowie Grüntal, Brandau, Kleinhan, Rudelsdorf und Burg Hasistejn. Im Jahr 1589 vertrieben Jesuiten die Lutheraner und bauten in den Folgejahren ein Kollegium als Pflegestätte katholischer Bildung. Am 2. Juli 1591 kam es in der Stadt zu Tumulten zwischen Protestanten und Katholiken. Das Kolleg wurde erstürmt und geplündert. Die Haupträdelsführer wurden in Rothenhaus zum Tod verurteilt und am 20. August hingerichtet. Der Stadt wurden von Popel von Lobkowitz alle Privilegien genommen, aber bereits zwei Jahre später, nachdem Georg Popel von Lobkowitz beim Kaiser Rudolf II. in Ungnade gefallen war und sein Vermögen konfisziert wurde, wieder verliehen.

Komotau erkaufte sich die Freiheit und wurde 1606 eine Freie Königliche Stadt. Ab dem Jahr 1607 hatte die Stadt einen eigenen Magistrat. Während des Dreißigjährigen Krieges waren Plünderungen, Kontributionen, Einquartierungen, Überfälle und Vergewaltigungen an der Tagesordnung. 1620 wurden die Jesuiten aus Komotau wieder vertrieben. Kollegium und Seminar wurden an die Stadt verkauft. Nach der Schlacht am Weißen Berg wurde am 10. November 1620 die Stadt von den kaiserlichen Truppen eingenommen und gezwungen, dem Kaiser den Huldigungseid zu leisten und den Jesuiten das Kolleg und das Seminar zurückzugeben. 1621 verließen immer mehr Protestanten die Stadt Richtung Sachsen und Meißen. 2500 Menschen starben 1625 durch die Pest, die fünfzehn Jahre später wiederkehrte und weitere 1000 Opfer forderte. Sechs Jahre später am 12. November 1631 wurde die Stadt von Kaspar von Klitzing (1677–1719), Hauptmann des Johanniterordens, eingenommen und gebrandschatzt. 3. März 1662 erfolgte die Grundsteinlegung der Ignatiuskirche der Jesuiten.

Die von Kardinal Salerno den Jesuiten 1725 geschenkten Gebeine des heiligen Viktor wurden unter großen Feierlichkeiten in einem Mausoleum in der Ignatiuskirche beigesetzt. Die Stadt kaufte in den folgenden Jahren weitere Güter auf, so u.a. Hruschowan. Am 14. Oktober 1763 zogen während des Siebenjährigen Krieges Soldaten in das Kloster ein. 1780 übernahmen die Dominikaner das Komotauer Gymnasium.

Während der Napoleonischen Kriege brachten bayerische und französische Kriegsgefangene 1805 das Faulfieber in die Stadt, das über 700 Todesopfer forderte. Vom 21. bis 24. August 1813, während der Napoleonischen Kriege fand in Komotau das Drei-Kaiser-Treffen statt, an dem der Zar Alexander I. von Russland, der preußische König Friedrich Wilhelm III. und der österreichische Kaiser Franz I. teilnahmen.

Ab Mitte des Jahrhunderts erfolgten Gründungen im Handel und Gewerbe, aber vor allem in der Industrie, so zum Beispiel die Komotauer Sparkasse und die älteste Firma des graphischen Gewerbes, die Buchdruckerei Gebrüder Butter. Die Eisenbahnstrecke Komotau-Dux-Ossegg wurde eröffnet, später auch die Strecke nach Eger sowie die Strecken der Buscht?hrader Eisenbahn nach Prag, Weipert bzw. Reitzenhain (Sachsen) und Brunnersdorf bei Kaaden. Die „Maschinentechnische Fachschule“ wurde eingeweiht. 1899 begann bei Petsch, acht Kilometer nordwestlich der Stadt, der Bau der Komotauer Talsperre für die Trinkwasserversorgung.

1900 erfolgt die Einweihung der neuen im gotischen Stil erbauten Evangelischen Kirche am Eingang zum Stadtpark. Im Laufe der Jahrzehnte wird die Industrie weiter ausgebaut und Kommunikationsanlagen angelegt, so begann man zum Beispiel 1901 mit dem Bau der neuen Wasserleitungsanlage. Hinzu kamen ein Bezirkskrankenhaus, ein Siechenhaus, ein Gymnasium, eine Turnhalle. Nach dem 28. Oktober 1918 wird Komotau in die neu gegründete Tschechoslowakische Republik integriert. Zwanzig Jahre später, am 1. Oktober 1938 erfolgt der Anschluss des Sudetenlandes an das Deutsche Reich und die Besetzung durch deutsche Truppen. Die tschechische Minderheit von Komotau war daraufhin gezwungen, die Stadt zu verlassen, die Evakuation wurde am 10. Oktober 1938 beendet.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam die Gemeinde am 8. Mai 1945 wieder zur Tschechoslowakei zurück. Am 9. Mai 1945 marschierten mit der Roten Armee zugleich tschechische Revolutionsgarden und Teile der Svoboda-Armee in die Stadt ein. Am 9. Juni 1945 mussten sich alle 8.000 deutschböhmischen Männer zwischen 13 und 65 Jahren aus Komotau und den umliegenden Dörfern auf dem Jahnsportplatz sammeln. Dort wurden nach Augenzeugenberichten zwischen 12 und 20 von ihnen erschossen, darunter einige Angehörige der Waffen-SS. Auf dem folgenden Marsch von Komotau nach Maltheuern wurden ebenfalls einige Männer erschossen, weil sie dem Zug nicht folgen konnten. Der Marsch ging entlang der Strecke: Komotau – Görkau – Schloss Rothenhaus – Kunnersdorf – Bartelsdorf – Eisenberg – Gebirgsneudorf – Deutschneudorf (Sachsen) – Nickelsdorf – Obergeorgenthal – Niedergeorgenthal – Maltheuern. 2003 wurde in Deutschneudorf ein erster Gedenkstein, am 22. September 2007 auf dem Hauptfriedhof in Chomutov ein zweiter Gedenkstein in Erinnerung an diesen Todesmarsch eingeweiht.

Eine juristische Aufbereitung des Geschehens hat nicht stattgefunden. Aufgrund des „Amnestie-Gesetzes“ Nr. 115 vom 8. Mai 1946 blieben derlei bis 28. Oktober 1945 begangene Straftaten straffrei. Die Überlebenden mussten das zerbombte Hydrierwerk in Maltheuern, nunmehr Zaluzí wieder aufbauen. Aufgrund des Benes-Dekretes 108, vom Oktober 1945, wurde das Vermögen der deutschböhmischen Bevölkerung konfisziert und unter nationale Verwaltung gestellt. Die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben.

Viele Neubürger aus Mittelböhmen, der Slowakei, Repatrianten und Roma siedelten sich in der Nachkriegszeit in Chomutov an.

Ort : Geographische Breite: 50.4634975, Geographische Länge: 13.41073700000004


Geburt

Treffer 1 bis 1 von 1

   Nachname, Taufnamen    Geburt    Personen-Kennung 
1 Berthold, Aloisa  18 Nov 1912Komotau, Chomutov, Nordböhmen, Österreich-Ungarn I168972