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Wurzen, Kreis Wurzen, Sachsen, DDR



 


Notizen:
Wikipedia 2022:
Wurzen ist eine Große Kreisstadt im Nordosten des Landkreises Leipzig in Sachsen. Die Stadt ist seit 900 Jahren Domstadt und damit zugleich Zentrum und Namensgeberin des Wurzener Landes. Als Geburtsort des Dichters Joachim Ringelnatz führt die Stadt inoffiziell den Beinamen Ringelnatzstadt.
Geschichte:
Auf der Wurzener Stadtflur (Crostigall) konnte durch jüngere archäologische Grabungen eine Siedlungskontinuität von etwa 6000 Jahren nachgewiesen werden. Bis ins 6. Jahrhundert war die Region germanisch besiedelt. Die ältesten Siedlungszellen der heutigen Stadt sind – wie der Ortsname – slawischen Ursprungs.
Wurzen wird erstmals 961 in einer Urkunde Ottos I. als Vurcine und Civitas erwähnt. Die Burg und die Marktsiedlung bezogen ihre Bedeutung aus ihrer Lage am Übergang der Via Regia über den Fluss Mulde und deren Kreuzung mit einer alten Salzstraße von Halle nach Prag. Wurzen gehörte zeitweise zum Bistum Merseburg und kam nach 995 an das Bistum Meißen. Bischof Herwig gründete 1114 das Kollegiatstift Wurzen, das im 16. Jahrhundert protestantisch wurde und noch besteht (Domkapitel). Eine Marktsiedlung wurde östlich der älteren Burgsiedlung um 1150 von den Bischöfen von Meißen angelegt. Der Landesausbau, vor allem durch die Ansiedlung von Bauern aus den westlichen Reichsgebieten („Kührener Ansiedlungsvertrag“ 1154 für 15 flämische Bauernfamilien) und das Begründen einer eigenen weltlichen Territorialherrschaft (Wurzener Land) ließen die Rolle der neu gegründeten Marktsiedlung als zentralen Ort rasch wachsen.
Die Entwicklung der Stadt erreichte im 15. und 16. Jahrhundert einen Höhepunkt, als die Bischöfe von Meißen zeitweise hier residierten und eine nennenswerte Bautätigkeit entfalteten (Schloss, Domerweiterung, Stadtkirche St. Wenceslai). Nach der Teilung der wettinischen Lande (1485) wurde die Schutzherrschaft über Wurzen und das Wurzener Land von den Ernestinern und Albertinern gemeinsam ausgeübt. Beide Linien waren letztlich auf eine Säkularisation des bischöflichen Territoriums aus, was u. a. 1542 zur sogenannten „Wurzener Fehde“ („Fladenkrieg“) führte. Wurzen und das die Stadt hauptsächlich östlich der Mulde umgebende sogenannte „Wurzener Land“ gehörten bis 1581 nicht zu den wettinischen Landen, sondern waren weltlicher Besitz der Bischöfe von Meißen, die mehrmals, seit 1487 immer häufiger und länger, in Wurzen residierten. Auch nach der „Kapitulation“ und „Resignation“ des letzten Bischofs Johann von Haugwitz 1581 wurde das Gebiet noch bis 1818 von einer eigens eingesetzten kursächsischen Stiftsregierung verwaltet. Erst danach kam das Wurzener Land als Amtsbezirk im eigentlichen Sinne zu Sachsen.
1581 kam Wurzen an das albertinische Sachsen, das inzwischen, in der Folge des Schmalkaldischen Krieges, 1547 in den Besitz der Kurwürde gelangt war und das nun Wurzen und das Stiftsgebiet (Wurzener Land) durch eine eigens eingesetzte Stiftsregierung verwalten ließ (bis 1818).
In Wurzen kam eszwischen 1570 und 1659 zu Hexenverfolgungen: Fünf Personen gerieten in Hexenprozesse, ein Mann wurde 1570 wegen des Vorwurfs der Zauberei mit „Leibesfrüchten“ gerädert, eine Frau starb in der Haft. Im 17. und 18. Jahrhundert erfolgte der durch Pestepidemien (besonders 1607), Stadtbrände und Kriegsfolgen verursachte wirtschaftliche und demografische Niedergang der Stadt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt 1637 („Wurtznische Creutz- und Marter-Woche“) von den Schweden geplündert und fast vollständig niedergebrannt. Auch der Nordische Krieg, besonders aber der Siebenjährige Krieg und die Napoleonischen Kriege ließen die Stadt verkümmern.
Erst nach der Verkleinerung Sachsens nach dem Wiener Kongress (1815) und dem Straßenbrückenbau über Mulde und Flussaue (1830/1832) setzte wieder ein bemerkenswerter Aufschwung ein.
Am 31. Juli 1838 wurde Wurzen an die Bahnstrecke Leipzig–Dresden und somit an das deutsche Eisenbahnnetz angeschlossen. Über die Mulde wurde die erste Eisenbahnbrücke Deutschlands gebaut, die Brücke über die B 6 ist heute die älteste in Betrieb stehende deutsche Eisenbahnbrücke. Danach kam es zur stürmischen Entwicklung als Industriestadt (besonders Lebensmittelindustrie, Textilindustrie, Metallverarbeitung). Die Einwohnerzahl vervierfachte sich zwischen 1850 und 1914. Auch im 20. Jahrhundert setzte sich diese Entwicklung bis in die 1970er Jahre fort. Nach der deutschen Wiedervereinigung trat erneut eine starke wirtschaftliche und demografische Rückentwicklung ein: Die Einwohnerzahl sinkt in bedrohlichem Maße, und das Durchschnittsalter der Einwohner steigt an.
Infolge der stürmischen Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in Wurzen auch früh die Arbeiterbewegung. Julius Künzel war in den 1880er Jahren eine Zeitlang der einzige sozialdemokratische Stadtrat in Sachsen. 1903 wurde in Wurzen ein Unterbezirk der SPD gegründet. Während der Novemberrevolution agierte in Wurzen einer der ersten Arbeiter- und Soldatenräte im damaligen Sachsen. Albert Kuntz wirkte bis 1923 als prominentes KPD-Mitglied in Wurzen, u. a. im Stadtrat. 1926 gelang es einer Koalition aus SPD und KPD, die Mehrheit im Stadtrat zu stellen und mit Georg Boock erstmals einen sozialdemokratischen Bürgermeister zu wählen.
Wurzen, das zuvor zur Amtshauptmannschaft Grimma gehörte, wurde 1924 kreisfreie Stadt, eine der kleinsten in Deutschland, und kam 1946 zum Landkreis Grimma und 1952 zum Kreis Wurzen bis zu dessen Auflösung im Jahr 1994.
Von 1935 bis 1945 beherbergte die Stadt ein Wehrbezirkskommando und während des Zweiten Weltkriegs mehrere Flak-Einheiten. Von Oktober 1943 bis April 1945 erlebte Wurzen mehrere US-amerikanische Luftangriffe mit über 40 Todesopfern. Der schwerste erfolgte am 7. Oktober 1944, als 13 B-17 „Flying Fortress“ etwa 85 Sprengbomben auf Wurzen abwarfen, die eigentlich für die Hydrierwerke Brüx in Nordböhmen bestimmt waren.
Von Juli 1939 bis Mai 1945 war Armin Graebert (1898–1947) Oberbürgermeister der Stadt; er erreichte am 24. April 1945 zusammen mit Mitgliedern der SPD, KPD und den Pfarrern der evangelischen und katholischen Kirchen die Kapitulation der Stadt gegenüber Major Victor G. Conley vom 273. US-Infanterieregiment und bewahrte sie so vor der Zerstörung.

Ort : Geographische Breite: 51.3714451, Geographische Länge: 12.7410293


Tod

Treffer 1 bis 3 von 3

   Nachname, Taufnamen    Tod    Personen-Kennung 
1 Müller, Hermann Kurt  7 Sep 1985Wurzen, Kreis Wurzen, Sachsen, DDR I256635
2 Pörschmann, Friedrich Gusatv  30 Dez 1951Wurzen, Kreis Wurzen, Sachsen, DDR I256647
3 Pörschmann, Richard Rudolf  11 Okt 1964Wurzen, Kreis Wurzen, Sachsen, DDR I256637