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Leer, Kreis Leer, Niedersachsen, Deutschland



 


Notizen:
Wikipedia 2015:

Die Stadt Leer (Ostfriesland) ist die Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises in Niedersachsen und eine selbständige Gemeinde. Mit 33.891 Einwohnern ist sie nach Emden und Aurich die drittgrößte Stadt Ostfrieslands. Die Einwohner werden auf Standarddeutsch Leeraner und auf Niederdeutsch Leerders genannt, das dazugehörige Adjektiv lautet ebenfalls so.

Durch ihren Seehafen ist die an Ems und Leda gelegene Stadt seit Jahrhunderten vom Handel geprägt. Sie zählt zu den größten deutschen Reederei-Standorten. Leer gilt zudem als die wichtigste Einkaufsstadt Ostfrieslands und beheimatet ein großes Handelsunternehmen, die Bünting-Gruppe. Wegen ihrer Lage an Kreuzungspunkten der Verkehrsträger Straße, Schiene und Fluss bezeichnet sich die Stadt selbst als Tor Ostfrieslands.

Die Altstadt gilt wegen des guten Erhaltungszustands ihrer historischen Häuser als die „wertvollste“ der Region. Vier Burgen, zahlreiche Bürgerhäuser und Kirchen aus mehreren Jahrhunderten sind in der Stadt zu finden.

Leer ist Sitz des Landeskirchenamtes der Evangelisch-reformierten Kirche, des Kommandos Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst der Bundeswehr und einer der beiden Standorte der Hochschule Emden/Leer. In Leer befindet sich der Fachbereich Seefahrt. Eine Reihe weiterer öffentlicher Dienstleister hat in der Stadt den Sitz oder eine Niederlassung.

Im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert war Leer durch den Häuptling Focko Ukena ein politisches Zentrum Ostfrieslands. Zur Stadt erhoben wurde Leer aber erst 1823. Zuvor galt der Ort als Marktflecken, hatte aber schon lange vor der Verleihung des Stadtrechts städtische Züge angenommen.

Da sich die frühen Siedler in diesem Gebiet neben dem Fischfang hauptsächlich von der Viehzucht ernährten, lässt sich der Name der Stadt Leer wahrscheinlich von dem urgermanischen Wort „hler“ ableiten, welches so viel wie „Weideplatz“ bedeutet.

Geschichte:

Das im Mündungsgebiet der Leda in die Ems günstig gelegene Gebiet der heutigen Stadt Leer wurde schon früh besiedelt. Im nordwestlichen Stadtgebiet befinden sich in Logabirum die Reste eines Großsteingrabes, in dem bedeutende Funde aus der Zeit von 2900 bis 2700 v. Chr. entdeckt wurden. Dabei wurden 17 Körperbestattungen der Einzelgrabkultur und 26 steinzeitliche Brandgräber der Trichterbecherkultur aufgedeckt. Aus der späten Steinzeit, der Bronzezeit und der frühen Eisenzeit sind einzelne Funde wie auch Siedlungsreste in Loga und Logabirum bekannt. Im 2. und 3. Jahrhundert lag auf dem Gebiet des heutigen Westerhammrich eine relativ wohlhabende Siedlung. Bei archäologischen Untersuchungen wurden hier mehrere Werk- und Vorratsgruben, fünf Brunnenanlagen und Pfostensetzungen, die offensichtlich zu dreischiffigen Hallenhäusern mit Vorratsspeichern gehörten, entdeckt. Funde von überkuppelten Ofenanlagen sowie von Bronzeschmelzen lassen eine Buntmetallverarbeitung im größeren Umfang vermuten. Weitere Artefakte deuten auf eine frühe Eisenverhüttung hin, wofür aus dieser Zeit bis dato nur in Holtland Funde vorliegen. Die Siedlung wird als Handels- und Handwerksstandort gedeutet. Offenbar wurden dort Agrarprodukte aus dem Hinterland und Luxusgüter aus dem römischen Reich gehandelt und römische Ziffern genutzt. Dafür dient eine Ritzung auf einer einheimischen Keramikscherbe als Beleg. Sie gilt als das älteste erhaltene Schriftstück der Region. Diese Siedlung wurde offenbar im 4. Jahrhundert wieder aufgegeben.

Der eigentliche Siedlungskern der heutigen Stadt Leer lag im Bereich des reformierten Friedhofs. Hier wurden vom 7. bis 8. Jahrhundert Plaggen zu einer Warft aufgeworfen. Im Jahr 791 missionierte der Friesenapostel Liudger die Leeraner nach der Integration in das Fränkische Reich und gründete die erste Kapelle im ostfriesischen Raum am Westrand der damaligen Siedlung, eine Holzkirche. Sie stellte einen der kirchlichen Mittelpunkte der in Friesland dominierenden Grundherrschaft des Klosters Werden dar. Später erwarben auch andere Klöster hier Besitz, wie etwa das Kloster Fulda.

Im 11. Jahrhundert wurde Leer Münzstätte. Sie wurde von Gottfried II., dem Grafen von Friesland und Gottfried von Cappenberg, dem Grafen des Emsgaus betrieben. Zwischen 1063 und 1066 ließ möglicherweise auch Adalbert von Bremen hier Münzen prägen.

Um das Jahr 1200 begann der Bau der romanischen St.-Liudger-Kirche, die einen älteren Vorgängerbau aus Holz ersetzte. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts wurde Leer Sitz einer Propstei und unterstand fortan in geistlicher und weltlicher Hinsicht dem Bistum Münster. Gehemmt wurde die wirtschaftliche Entwicklung vor allem des Hafens durch den Stapelzwang in Emden, der dort um 1400 von der örtlichen Familie der Abdena durchgesetzt wurde.

In der Zeit der Ostfriesischen Häuptlinge geriet Leer in den Machtbereich des aus Neermoor stammenden Häuptlings Focko Ukena, der sich fortan Häuptling von Leer nannte. Er baute den Ort zum Zentrum seines Machtbereichs aus und errichtete hier um 1421 die Fockenburg im Typus ostfriesischer Häuptlingsburgen, der noch heute am Steinhaus Bunderhee zu erkennen ist. Ukena war ursprünglich ein Verbündeter der tom Brok gewesen, des mächtigsten Häuptlingsgeschlechts jener Zeit, das als erstes eine eigene Landesherrschaft in Ostfriesland begründet hatte. Als sich dagegen in Ostfriesland immer größerer Widerstand regte, stellte sich Focko Ukena an die Spitze der mit ihrer Abhängigkeit unzufriedenen Häuptlinge und wurde damit zur Leitfigur in deren Kampf zur Wiederherstellung der Friesischen Freiheit. 1427 besiegte Ukena die tom Brok mit Unterstützung verbündeter Seeräuber endgültig, ging fortan aber dazu über, eine eigene Landesherrschaft im Erbe der tom Brok zu gründen. Leer wurde so von 1427 bis 1430 Hauptort Ostfrieslands. Andere ostfriesische Häuptlinge und Bauern sahen sich zunehmend in ihrer Freiheit bedroht und begannen, sich gegen Ukena zur Wehr zu setzen. Um 1430 entstand im Brookmerland der Freiheitsbund der Sieben Ostfrieslande unter Führung der Cirksena, der ein Landesaufgebot aufstellte und im selben Jahr die Burg in Leer belagerte. Nachdem diese nicht mehr zu halten war, floh Focko Ukena nach Emden. Die Fockenburg wurde anschließend geschleift.

Die aufstrebenden Cirksena nutzten die Gelegenheit und verbanden sich 1433 selbstständig mit der Stadt Hamburg. Diese wollte der in Ostfriesland weit verbreiteten Duldung der Seeräuber ein für alle Mal ein Ende bereiten und setzte daher auf einen starken Souverän in Ostfriesland. Der Grundstein für die nun bald folgende Herrschaft der Cirksena in Ostfriesland war gelegt. Zur Absicherung der eigenen Interessen errichteten die Hamburger an strategisch günstigen Stellen in Ostfriesland Burgen, so in Stickhausen und ab 1435 im heutigen Stadtteil Leerort. Im Jahr 1453 ging der gesamte Hamburger Besitz in Ostfriesland einschließlich der Festung Leerort gegen Zahlung von 10.000 Mark an den Häuptling und späteren Grafen Ulrich Cirksena über. Die Burg wurde Sitz des gräflichen Drosten und Amtmannes und zur stärksten Festung in Ostfriesland ausgebaut. Das neu gebildete Amt Leerort umfasste Leer mit dem Moormerland, das westliche Overledingerland und das Oberrheiderland bis zur heutigen niederländischen Grenze.

Im 16. Jahrhundert begann der Aufstieg Leers zum Marktort. Um ein Gegengewicht zum Handelszentrum Groningen zu schaffen, das sich von 1506 bis 1514 im Machtbereich Graf Edzard I. befand, verlieh dieser dem Ort 1508 aus wirtschaftlichen und politischen Gründen das Marktrecht am Sankt-Gallus-Tag und schuf damit den noch heute begangenen Gallimarkt als Flachsmarkt. Damit wurde die Grundlage zur Entwicklung Leers zu einem bedeutenden Zentrum der Tuchproduktion gelegt, deren Grundstoff Flachs war.

Während der Sächsischen Fehde fiel Heinrich I. von Braunschweig-Wolfenbüttel mit einem Heer von 20.000 Mann in Ostfriesland ein und belagerte die nur durch wenige Bauern und Soldaten verteidigte Festung Leerort. Jedoch wurde er dort am 23. Juni 1514 durch einen gezielten Kanonenschuss getötet. Die dadurch führerlos gewordene Truppe zog sich daraufhin aus Ostfriesland zurück. Nach Beendigung der Sächsischen Fehde musste Graf Edzard I. seine Ansprüche auf Groningen aufgeben und sich auf Ostfriesland beschränken. Im Jahr 1528 gewährte er Leer die Erlaubnis, einen weiteren Markttag zum Fest der Kreuzerhöhung, den Kreuzmarkt, am 14. September sowie jeden Donnerstag einen Wochenmarkttag abzuhalten. Später kamen noch der Fastmarkt sowie Pferde- und Viehmärkte hinzu.

Die Reformation wurde durch den 1525 in Münster abgesetzten und von dort vertriebenen Prediger Lübbert Cansen (auch: Lübbert Kanz) in der Stadt eingeführt, der einen Bildersturm auslöste. Monstranzen, Kelche, sowie alles Gold und Silber wurden aus den Kirchen entfernt und an den Mauern und Wänden befindliche lateinische Inschriften und Malereien übertüncht.

Zunächst lebten Lutheraner und Reformierte in Leer nebeneinander, dann setzten sich die Reformierten durch. Die reformierte Gemeinde übernahm die Verwaltung des Marktfleckens und wurde sehr wohlhabend. Sie richtete 1525 die erste Volksschule ein. Die Lutheraner wurden immer stärker aus dem Stadtleben herausgedrängt und wichen infolgedessen erst nach Esklum und dann nach Logabirum aus.

Während der Geldrischen Fehde wurde der Flecken 1533 nach der Schlacht bei Jemgum zweimal von den geldrischen Truppen des Balthasar von Esens geplündert und angezündet. Ein Jahr später ließen sich in dem Ort erstmals Mennoniten nieder. Niederländische Mennoniten verbesserten und vergrößerten ab Mitte des 16. Jahrhunderts die seit langem betriebene Leinenweberei und den Handel. Vor allem die Leinweberei profitierte davon. Wurde diese bisher nur als Hausweberei betrieben, erfolgte nun erstmals die Produktion in größeren Manufakturen. Leer gelangte infolgedessen durch seine Handwerker, besonders die Leinenweber, zu Wohlstand. Einen weiteren Schub in der Entwicklung erlebte der Ort durch den Zuzug niederländischer Glaubensflüchtlinge – vorwiegend Reformierte und Mennoniten – aus den Ommelanden und aus Groningen. Unter ihnen befanden sich auch reiche, adelige und einflussreiche Persönlichkeiten. Durch diesen Kapitalzufluss und eine stärkere Arbeitsteilung zwischen der Stadt und dem Umland erlebte Leer seit 1566 einen wirtschaftlichen Aufschwung und entwickelte ein weiträumiges Netzwerk von Beziehungen unter den Fernhändlern. Im Jahr 1580 waren etwa 160 Flüchtlinge in der Stadt. Sie weitete sich dadurch nach Osten auf das Ledaufer aus und hatte um 1600 zwischen 3000 und 3500 Einwohner, die in etwa 500 bis 550 Häusern lebten. Die niederländischen Flüchtlinge waren es auch, die die Möglichkeiten des Hafens erkannten und diesen als Standort für ihre Reedereien und den Leinenhandel ausbauten. Im Jahr 1570 wurde deshalb die Waage an die Leda verlegt.

Unter dem reformierten Grafen Graf Johann wurde 1584 eine Lateinschule in Leer gegründet, die 1588 bis 1594 von Ubbo Emmius geleitet wurde. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte der Ort etwa 3500 Einwohner. Unter ihnen waren viele Zugezogene. Neben den niederländischen Glaubensflüchtlingen zogen aus weiteren Orten wie Meppen, Münster, Oldenburg viele Menschen in den aufstrebenden Hafenort. Dass nur sehr wenige Zugang zu den zünftischen Berufen hatten, zeigt eine Aufzählung der entsprechenden Berufe: 5 Kuper, 4 Schmiede, 4 Schneider, 4 Schuhmacher, 3 Zimmerleute, 2 Kistenmacher, 2 Bäcker, 2 Kannegießer, 2 Brauer, 2 Schlachter, 2 Glaser sowie je ein Krämer, Blickschlager, Stellmacher und Korbmacher. In dieser Zeit – nachweislich ab 1611 – ließen sich Juden in Leer nieder. Ihre 1650 gegründete Gemeinde erlangte später im Viehhandel größte Bedeutung.

Während des Dreißigjährigen Krieges litt der Ort große Not unter den Truppen des protestantischen Heerführers Ernst von Mansfeld, die von 1622 bis 1624 in Ostfriesland weilten und die Stadt besetzten. Die dabei von den Einwohnern verlangten Kontributionen (November 1622: 5000 Reichsthaler, Februar 1623: 1000 Reichsthaler) stürzten viele in Armut, da die Mehrzahl auf Kredite zurückgreifen musste, um diese zu bezahlen. Nachdem Mansfeld am 19. August 1623 sein Quartier nach Aurich verlegt hatte, plünderten ihm unterstehende französische Truppen den Ort. Am 14. und 15. Januar 1624 entließ Graf Mansfeld seine Truppen, die daraufhin abzogen. Auf sie folgten 1629 Truppen der ligistischen Armee Tillys, die bis 1631 blieben. Danach begann eine kurze Phase der wirtschaftlichen Erholung, die endete, als hessische Truppen unter Führung des Landgrafen Wilhelm V. von Hessen-Kassel den Flecken 1637 erneut besetzten und hier ihr Hauptquartier aufschlugen. Die hessischen Truppen blieben bis August 1650 und beutelten den Ort und das Land durch hohe Kontributionen abermals.

Auch nach dem Krieg musste Leer Besatzungen erdulden. Die Auseinandersetzungen zwischen den mittlerweile gefürsteten ostfriesischen Landesherren aus dem Haus Cirksena und den ostfriesischen Ständen führten zunächst dazu, dass mit dem Fürsten verbündete münstersche Truppen 1676 bis 1678 in Leer Quartier nahmen. Von 1687 an sollten Truppen des Kaisers, die „Salve Garde“, den Frieden in Ostfriesland aufrechterhalten. Auch die Kaiserlichen wurden im Flecken Leer einquartiert. Mit ihnen kamen erstmals wieder katholische Geistliche in den Ort.

Um die Mitte des 17. Jahrhunderts ließen sich Lutheraner wieder im Ort nieder. Die Lutherkirche wurde 1675 errichtet. Daneben ging der Zuzug vertriebener reformierter Protestanten unvermindert weiter. Diese kamen nun auch aus der Pfalz und aus Süddeutschland nach Leer. Davon profitierte der Ort vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht. In der heimischen Leinenindustrie nahm die Zahl der Webereien erheblich zu.

Die kaiserliche „Salve Garde“ blieb bis zum Aussterben der Cirksena 1744 in Leer, konnte aber den Appell-Krieg zwischen Fürst Georg Albrecht und den Ständen nicht verhindern. Im Jahr 1726 kam es in Leer mehrfach zu schweren Kämpfen zwischen fürstlichen und Emder Truppen.

Ort : Geographische Breite: 53.235657, Geographische Länge: 7.467901799999936


Tod

Treffer 1 bis 2 von 2

   Nachname, Taufnamen    Tod    Personen-Kennung 
1 Feiock, Amalie  1998Leer, Kreis Leer, Niedersachsen, Deutschland I141958
2 Kibler, Viktor  19 Jan 2017Leer, Kreis Leer, Niedersachsen, Deutschland I79571