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Rüsselsheim am Main, Kreis Groß-Gerau, Hessen, Deutschland



 


Notizen:
Wikipedia 2023:

Rüsselsheim am Main (bis zum 30. Juli 2015 Rüsselsheim) ist mit rund 67.000 Einwohnern die größte Stadt des Kreises Groß-Gerau im Regierungsbezirk Darmstadt innerhalb des Rhein-Main-Gebietes, die zehntgrößte Stadt des Landes Hessen und Teil der Stadtregion Frankfurt. Sie liegt zwischen Frankfurt am Main und Mainz. Rüsselsheim ist eine von sieben Sonderstatusstädten des Landes Hessen und liegt am Unterlauf des Mains, nur wenige Kilometer vor dessen Mündung in den Rhein bei Mainz-Kostheim (Stadtteil der Landeshauptstadt Wiesbaden). Internationale Bekanntheit erlangte Rüsselsheim durch den Automobilhersteller Opel. Der südliche Teil des Frankfurter Flughafens liegt teilweise auf dem Gebiet der Stadt Rüsselsheim.

Per 30. Juli 2015 gab die Stadt die offizielle Umbenennung von Rüsselsheim in Rüsselsheim am Main bekannt. Hierfür hieß das Hessische Ministerium des Innern und für Sport einen Antrag der Stadt Rüsselsheim gut. Grund für den Namenszusatz sei die positive Besetzung des Mains als Natur-, Freizeit- und Wirtschaftsfaktor. Die Verwendung der Namensergänzung „a. M.“ lässt sich historisch belegen.

Geschichte:

Funde spätpaläolithisch-mesolithischer Werkzeuge und Abschläge an der Fundstelle Rüsselsheim 122 deuten auf Jäger im Rüsselsheimer Raum vor ca. 13.000 Jahren hin.

In der Literatur finden sich Angaben zu Funden aus römischer Zeit (Särge, Urnen und Backsteine), die auf eine befestigte Römerstraße entlang des Mains schließen lassen.

Grabfunde aus dem 7. Jahrhundert belegen die Existenz eines fränkischen Dorfes Heim des Rucilin oder Rucilen. Rüsselsheim ging in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts aus einer fränkischen Siedlung hervor. Erstmals urkundlich erwähnt wurde „Rucilesheim“ (Bedeutung: Heim des Ruciles oder Rucilin) in einer Bestandsaufnahme königlicher Nutzungsrechte, dem Lorscher Reichsurbar (um 840). Eine Änderung der Verhältnisse ist urkundlich erst an der Wende zum Spätmittelalter zu belegen. Von da an sorgten Schenkungen und Verpachtungen für eine Zersplitterung des Grundbesitzes. Die Geschichte Rüsselsheims seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist geprägt vom häufigen Wechsel der Besitzrechte und Herrschaftsbefugnisse. Für die dort lebenden Bauern bedeutete dies, dass mehrere Herrschaftsrechte (Grund-, Leib- und Gerichtsherrschaften) nebeneinander existierten und sie damit Untertan mehrerer Herren waren.

Die Grafen von Katzenelnbogen festigten 1425 ihre Position in dieser Region durch den Erwerb der Dörfer Seilfurt (der Ort Seilfurt grenzte westlich an Rüsselsheim, brannte aber infolge eines Blitzschlages 1534 ab. Die Einwohner schlossen sich dem benachbarten Rüsselsheim an. Seilfurt hatte noch vor Haßloch eine eigene Kirche und war eigene Pfarrei) und Raunheim sowie der Vogtei Trebur. Rüsselsheim nahm gegenüber den umliegenden Dörfern im frühen 15. Jahrhundert eine privilegierte Position ein, da es von den Grafen von Katzenelnbogen als Amtssitz bestimmt wurde. Eine Rüsselsheimer Kellereirechnung aus dem Jahr 1435 gilt bisher als ältester bekannter Nachweis der Rebsorte Riesling. 1437 erhielten die Grafen von Kaiser Sigismund die Gnade, eine schon vor Jahrzehnten begonnene Burg am Main zu vollenden. In diesem Vertrag bekam Rüsselsheim weitere Rechte, wie sie zu dieser Zeit für andere „Städtlein“ üblich waren. Da die große Zeit der Städtegründungen aber längst vorbei war, teilte Rüsselsheim das Los mit vielen spätmittelalterlichen Minderstädten, in denen der bäuerliche Bevölkerungsanteil dominierte und die kaum spezialisiertes Handwerk aufweisen konnten.

Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit ist die geschichtliche Entwicklung der Festung Rüsselsheim sicher bedeutsamer als die des Ortes selbst. Sie entwickelte sich aus einer Burg am Main und sollte mehreren Zwecken dienen: dem Expansionsstreben des Mainzer Erzbischofs und der Bedrohung durch die Taunusritterschaft entgegenwirken, die Verbindungswege zwischen den nicht zusammenhängenden Teilen der Ober- und der Niedergrafschaft Katzenelnbogen sichern und durch die Beherrschung von Fluss und Straße lukrative Zolleinnahmen bringen. Letzteres war wohl der Grund dafür, dass die Städte Mainz und Frankfurt am Main 1399 bei König Wenzel gegen die Burg Einspruch erhoben. Im Edikt aus dem Jahr 1437 wurde der Weiterbau der Burg zwar genehmigt, die Errichtung einer Zollstätte aber ausdrücklich verboten. Nach dem Aussterben der Grafen von Katzenelnbogen mit Philipp I. 1479 fiel die Burg als Erbe an die Landgrafen von Hessen. Für den Erbauer Rüsselsheims gibt es in der Literatur einige Quellen, die auf Wilhelm III. um das Jahr 1492 hinweisen.

Im Zuge der Aufrüstung für den Schmalkaldischen Krieg ließ Philipp der Großmütige die Burg (vermutlich 1530–1540) zu einer quadratischen Festungsanlage ausbauen. Wegen der Niederlage im Schmalkaldischen Krieg wurde die Festung Rüsselsheim 1547 auf Anordnung von Kaiser Karl V. wieder geschleift, aber schon um 1560 wieder neu hergestellt. Im Dreißigjährigen Krieg galt die Festung als militärisch uneinnehmbar, wechselte jedoch durch vertragliche Regelungen mehrfach den Besitzer. Der Pfälzische Erbfolgekrieg besiegelte das Schicksal der Festung als militärische Anlage: 1688 wurde sie von französischen Truppen eingenommen und bei deren Abzug ein Jahr später endgültig gesprengt. Nach verschiedener Nutzung der Restanlagen beherbergt sie seit 1976 das historische Museum der Stadt. Darüber hinaus sind gegenwärtig in der Festung das Stadtarchiv und der hiesige Heimatverein untergebracht.

Rüsselsheim geriet durch den Übergang der Herrschaft an die Landgrafschaft Hessen in eine ungünstige periphere Lage, so dass sich der Ort wenig entwickelte. Kennzeichnend für die Armut war die Tatsache, dass für den Bau der ersten Pfarrkirche 1514 Holz von der Stadt Frankfurt am Main erbeten werden musste. Im Rahmen der Reformation wurde Rüsselsheim durch seine Zugehörigkeit zu Hessen evangelisch. Ende des 16. Jahrhunderts sprechen einige Anzeichen für eine wirtschaftliche Besserung. 1580 wurde eine eigene Schule errichtet. Der Dreißigjährige Krieg machte die meisten positiven Ansätze wieder zunichte. Rüsselsheim wurde mehrfach überfallen und 1635 raffte eine Pestepidemie einen Großteil der Anwohner dahin. Wegen des desolaten finanziellen Zustandes der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt scheiterten Pläne, Rüsselsheim zu einer Handelsstadt auszubauen. Rüsselsheim bewahrte aber dennoch seine Funktion als regionaler Verwaltungs- und Marktmittelpunkt. In seiner Geschichte erhielt Rüsselsheim mehrmals Marktrechte, das erste Mal bereits 1437 in Verbindung mit dem Erhalt der Stadtrechte durch Kaiser Sigismund. Ein zweites Mal wurden die Marktrechte 1686 durch die hessische Landgräfin Elisabeth Dorothea erneuert, da dieses Recht durch Kriegswirren wieder verloren gegangen war. 1756 musste das Marktrecht erneut durch den Landgrafen Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt verliehen werden.

1793, zur Zeit der Belagerung von Mainz durch preußisch-österreichische Koalitionstruppen, erwähnte Johann Wolfgang von Goethe eine Schiffbrücke bei Rüsselsheim, die er überquerte.

In der Zeit der Frühindustrialisierung wurde 1785 als erster Betrieb eine sogenannte Hasenhaarschneiderei genannt. Neben weiteren Betrieben siedelte sich 1861 ein Kokosmattenbetrieb an. Daraus entwickelte sich die Stöckische Teppichfabrik, die bis nach dem Zweiten Weltkrieg bestand. Ein sehr altes und nach dem Unternehmen Opel das wichtigste Industrieunternehmen war die 1819 gegründete Zichorienfabrik. Der Betrieb stellte Kaffeesurrogat aus der Wurzel der Zichorie her. Der Betrieb arbeitete bis 1925. Ansonsten herrschte in der Frühzeit der Industrialisierung weiterhin Obst- und Getreideanbau (Weizen) und Viehzucht vor. In der Literatur wird auch Weinbau in Rüsselsheim erwähnt, allerdings seit 1790 stark abnehmend. Von 60 Morgen Weingärten im Jahre 1790 waren lediglich 4 Morgen im Jahre 1825 übriggeblieben. Nach langer Blüte des Weinbaus ging im 20. Jahrhundert die Anzahl der Weinberge in Rüsselsheim mehr und mehr zurück. Die letzte Erwähnung stammt aus dem Jahr 1915. Im Verlauf des Ersten Weltkrieges scheint der Weinanbau in Rüsselsheim eingestellt worden zu sein.

1856 wurde der Rüsselsheimer Hafen im Zusammenhang mit der Rheinschifffahrts-Assecuranzgesellschaft genannt.

Die Geschichte von Opel begann 1862 mit einer Nähmaschinenbau-Werkstatt in einem ehemaligen Kuhstall. Der stetige Aufstieg des Unternehmens brachte entscheidende Veränderungen für den Ort. Das bis dahin eher handwerklich-agrarisch geprägte Dorf vollzog den Wandel zu einer industriellen Landgemeinde und schließlich im 20. Jahrhundert zu einer Arbeiterstadt.

Im Ersten Weltkrieg und in der Zeit danach herrschten Not und Elend in der Bevölkerung. Entsprechend dem Versailler Vertrag wurden das Rheinland und angrenzende Gebiete, zu denen auch Rüsselsheim gehörte, von französischen Truppen besetzt. In diesen Verhältnissen machten sich separatistische Strömungen breit, die den Anschluss an eine zu gründende Rheinische Republik propagierten. Erst nach der Überwindung der Inflation und der daraufhin florierenden Autoproduktion verbesserte sich die Lage der Bevölkerung. 1928 wurden bei Opel 43.000 Autos von 9.400 Mitarbeitern hergestellt. Das waren viermal so viele Arbeitskräfte wie noch vier Jahre zuvor.

Die Weltwirtschaftskrise und der Zusammenbruch der Weimarer Republik führte auch Rüsselsheim in den düstersten Teil seiner Geschichte. Nach der sogenannten Machtübernahme 1933 etablierten die Nationalsozialisten ein Regime, dem auch in Rüsselsheim viele Menschen zum Opfer fielen. Gegner der NS-Regierung wurden verfolgt und in Konzentrationslager abtransportiert, 300 gegen Lohnabbau streikende Opelarbeiter wurden 1937 festgenommen. Besonders grauenvoll war das Schicksal der seit dem 17. Jahrhundert ansässigen Mitbürger jüdischen Glaubens. 1933 lebten 47 Juden in Rüsselsheim, nach der Niederlage 1945 gab es nur noch eine Jüdin am Ort, die überlebte, weil sie in einer sogenannten privilegierten Mischehe lebte. Die anderen wurden erbarmungslos verfolgt, zur Auswanderung gezwungen, in den Selbstmord getrieben oder deportiert und ermordet.

Im August 1944 wurden sechs US-amerikanische Kriegsgefangene der Air Force bei ihrem Transport durch Rüsselsheim östlich des Bahnhofs von aufgebrachten Bürgern durch den Ort gejagt und umgebracht. Vier Soldaten wurden durch den NSDAP-Ortsgruppenleiter erschossen, zwei weitere von Bürgern erschlagen. Zwei Gefangene entgingen der Lynchjustiz, indem sie sich tot stellten. 2004 wurde den Opfern in der Grabenstraße, unweit des Bahnhofs, ein Mahnmal errichtet.

Die Nazi-Herrschaft und der durch sie entfachte Zweite Weltkrieg brachte großes Leid über die Stadt. 1211 Soldaten aus Rüsselsheim wurden getötet oder blieben vermisst. Den Fliegerangriffen der Alliierten fielen 428 Menschen zum Opfer, darunter 189 Kriegsgefangene, von denen die meisten in Lagern bei Opel umkamen. Von den 3120 Hausgrundstücken wurden im Krieg 473 total zerstört sowie 455 schwer, 1042 mittel und 1150 leicht beschädigt. Nur 2000 Häuser galten nach dem Krieg noch als bewohnbar.

Trotz der schweren Schäden durch den Krieg in der Stadt und bei den Opelwerken ging der Aufbau zügig voran und 1978 erreichte Rüsselsheim seine höchste Einwohnerzahl von 63.000. Mit dem Wiederaufbau und später wurde eine großzügige Infrastruktur geplant, in Spitzenzeiten für bis zu 120.000 Einwohner. Diese muss seitdem, auch nach dem bei Opel einsetzenden Arbeitsplatzabbau, mit rund 60.000 Einwohnern unter weitaus ungünstigeren Bedingungen als zur Wirtschaftswunderzeit aufrechterhalten werden.

Anfang der 1990er Jahre kam es in der Stadt noch einmal zeitweise zu einem wirtschaftlichen Aufschwung: Nachdem die neuen Bundesländer hinzukamen und Opel-Fahrzeuge dort großen Absatz fanden, konnten bis 1993/94 hohe Steuereinnahmen verzeichnet werden (1991 konnte dort die Rekordeinnahme von 254 Millionen DM verbucht werden), was durch viele Baustellen in der Stadt sichtbar wurde. So wurden etwa das Hallen- und Freibad „An der Lache“ mit Millionenaufwand zu einem Erlebnisbad ausgebaut und das Rathaus um verschiedene Trakte und Plenarsaal erweitert. Allerdings versäumte die Stadt Mitte der 1990er Jahre die Ausgaben, die gleichermaßen sprunghaft angestiegen waren, wie die plötzlichen Rekordeinnahmen aus der Gewerbesteuer den dann wieder stark sinkenden Einnahmen anzugleichen. Die Folge war eine stark ansteigende Verschuldung und in der Folge die Verpflichtung, den jährlichen Haushalt durch das Regierungspräsidium Darmstadt im Rahmen des „Kommunalen Schutzschirms“ des Landes Hessen genehmigen zu lassen.

Frühe Versuche, sich mit der Ausweisung des Gewerbegebiets „Im Hasengrund“ (EDS, Delphi, invenio, GMAC-Bank etc.) in den späten 1970er Jahren von der Abhängigkeit der Monostruktur Automobilindustrie zu lösen, gingen nicht auf.

Ort : Geographische Breite: 49.9956893, Geographische Länge: 8.4115791


Tod

Treffer 1 bis 2 von 2

   Nachname, Taufnamen    Tod    Personen-Kennung 
1 Falb, Paul  4 Mrz 1952Rüsselsheim am Main, Kreis Groß-Gerau, Hessen, Deutschland I259191
2 Wennesz, Elisabeth  8 Apr 1968Rüsselsheim am Main, Kreis Groß-Gerau, Hessen, Deutschland I259192

Beerdigung

Treffer 1 bis 2 von 2

   Nachname, Taufnamen    Beerdigung    Personen-Kennung 
1 Lutz, Martha  Rüsselsheim am Main, Kreis Groß-Gerau, Hessen, Deutschland I266064
2 Schweigert, Daniel  Rüsselsheim am Main, Kreis Groß-Gerau, Hessen, Deutschland I266065