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Schriesheim, Rhein-Neckar-Kreis, Baden-Württemberg, Deutschland



 


Notizen:
Wikipedia 2017:

Schriesheim ist eine Stadt mit etwa 15.000 Einwohnern bei Heidelberg in Baden-Württemberg. Im örtlichen Dialekt lautet der Ortsname Schriese mit stimmlosem s.

Geschichte:

Wahrscheinlich gab es schon zu Zeiten der Römer eine Siedlung im heutigen Stadtgebiet. Sechs bekannte römische Gutshöfe (villae rusticae) belegen die intensive landwirtschaftliche Nutzung des Umfeldes des römischen Lopodunum (heute Ladenburg). Darauf hindeutende Münzfunde aus dem Jahr 351/353 gehören zu den spätesten Zeugnissen römischen Lebens in der Region. In diese Zeit fällt die Völkerwanderung, die in Schriesheim durch ein Kriegergrab mit Schwertbeigabe belegt ist.

Schriesheim wurde das erste Mal 764 in einer Urkunde des Klosters Ellwangen und 766 in einer Urkunde des Klosters Lorsch im Zusammenhang mit Landschenkungen erwähnt, die auch die Grundlage der späteren Grundherrschaft beider Klöster im Ort legten. Zur Zeit seiner ersten schriftlichen Erwähnung war Schriesheim ein fränkischer Ort.

Im 13. Jahrhundert hatte sich in Schriesheim aufgrund von Vogteirechten eine Ortsherrschaft des Adelsgeschlechts der Strahlenberger herausgebildet, die zum Bau der Strahlenburg um 1235 führte. Die Errichtung der Burg war ein klarer Rechtsbruch der Strahlenberger, da der Baugrund dem Kloster Ellwangen gehörte, dessen Vögte die Strahlenberger waren. Klöster waren aber bei der Durchsetzung ihrer Rechte auf andere angewiesen, da sie selbst nicht militärisch eingreifen konnten. Der Abt erwirkte zwar eine Ächtung Conrads I. durch den Kaiser, alles lief aber auf einen Vergleich hinaus. Dieser im Jahre 1238 geschlossene Vergleich sah so aus, dass Conrad I. die Strahlenburg zum erblichen Lehen bekam, jedoch sein gesamtes Privatvermögen an das Kloster übertragen musste, um es dann als erbliches Lehen wieder zu erhalten. Da damals die Lehnsrechte schon geschwächt waren, trug Conrad I. dennoch einen relativen Sieg davon.

Da zur damaligen Zeit ein ehrgeiziger Adeliger nicht nur eine Burg, sondern auch eine Stadt sein Eigen nennen wollte, begann Conrad I. mit der Anlage einer befestigten Stadt direkt neben dem alten Dorf Schriesheim auf dem ihn nun als Lehen übertragenen Grund gleich unterhalb der Strahlenburg. Sowohl Stadt als auch Burg wurden in eine gemeinsame Verteidigungsanlage eingefügt. Ein bestimmtes Datum für die Stadtgründung ist nicht überliefert, aber im Jahre 1256 waren die Strahlenberger Mitglieder des rheinischen Städtebundes. Verschiedene Indizien legen eine Stadtgründung zwischen 1240 und 1245 nahe.

Nach der Stadtgründung wurde im Stadtgebiet an der Stelle eine Kirche erbaut, wo heute noch die evangelische Kirche steht. Die alte Dorfkirche südlich der Bachgasse wurde aufgegeben. Darüber hinaus wurde ein herrschaftlicher Stadthof angelegt, der heutige Strahlenberger Hof. Das repräsentative Steinhaus mit einem fast zwei Meter starken Mauergiebel ist mit über 700 Jahren das älteste noch bewohnte Profangebäude der Gegend.

Nach dem langsamen Niedergang der Strahlenberger wurde Schriesheim, die Strahlenburg und alle Herrschaftsrechte schließlich am 8. September 1347 an den Pfalzgrafen in Heidelberg verkauft. Schriesheim verblieben jedoch weiterhin alle Stadtrechte.

Nach dem Tod König Ruprechts im Jahre 1410 wurde die Kurpfalz unter seinen vier Söhnen aufgeteilt. Schriesheim fiel erst an Ruprechts jüngsten Sohn Otto, im Jahre 1448 kam die Stadt im Rahmen eines Gebietsaustauschs an Ottos Bruder Stephan, den Pfalzgrafen von Simmern und Zweibrücken. Nach der Teilung dieser Linie im Jahre 1459 kam Schriesheim an die Linie Simmern, die es noch im gleichen Jahr an den Ritter Hans von Sickingen für 4000 Gulden verpfändete. Pfalzgraf Ludwig von Veldenz-Zweibrücken löste Schriesheim im Jahre 1468 wieder aus. Bereits 1460 war die Fürstpropstei Ellwangen als Rechtsnachfolger des Klosters zum Lehensherr geworden.

Im Zuge der Weißenburger Fehde zwischen Kurfürst Friedrich I. und Ludwig I. von Veldenz-Zweibrücken begann Friedrich I. am 6. Mai 1470 Schriesheim und die Strahlenburg zu belagern. Am Sonntag, dem 13. Mai 1470 wurden zuerst die Burg, dann die Stadt im Sturm genommen. Der kurpfälzische Geschützmeister Martin Merz leitete die vorherige Beschießung. Die Sieger forderten nun eine Schatzung von 400 Gulden, die von den Bürgern aufgebracht werden mussten, und die Herausgabe sämtlicher Weinvorräte, damit die Stadt nicht abgebrannt werde. Darüber hinaus wurden sämtliche Befestigungsanlagen geschleift, also die Türme abgebrochen, die Stadtmauer niedergelegt und die Gräben eingeebnet. Da Schriesheim nie die Blutgerichtsbarkeit besessen hatte, blieb nur das Marktrecht als letzte der drei Voraussetzungen, um als Stadt anerkannt zu werden. Das Marktrecht wurde dann letztlich auch aufgehoben. Nach Schriesheim wurde das Zentgericht der Äpfelbacher Zent verlegt, die fortan Schriesheimer Zent hieß. Im Jahr 1579 erhielt Schriesheim wieder das Marktrecht, worauf sich der Mathaisemarkt begründet.

Die Heirat Friedrichs V. mit Elisabeth von England, die der Stärkung des protestantischen Lagers und dem Prestigegewinn des pfalzgräflichen Hauses dienen sollte, war für die Schriesheimer mit erheblichen finanziellen Belastungen verbunden, da ihnen die Ausrüstung eines Wagens für den Zug auferlegt wurde, mit dem Friedrich seine Braut nach Heidelberg holen wollte. Der Wagen musste dann erneut 1619 aufgeboten werden, um das Paar nach Prag zu bringen, wo Friedrich in der Anfangsphase des Dreißigjährigen Krieges die Wahl zum König der Böhmen angenommen hatte.

Man erkannte in Schriesheim die Bedrohung, die sich aus der für Friedrich V. ungünstigen politischen und militärischen Entwicklung ergab, und ließ bereits im Jahre 1619 ein Wachhäuschen auf dem Branich errichten, um allfällig nahende Truppen bereits frühzeitig erspähen zu können. Im Jahre 1621 war es dann soweit, die Truppen der katholischen Liga unter Tilly näherten sich von Norden kommend Heidelberg und damit auch Schriesheim. Im November lagerten etwa 10.000 Mann im Raum Schriesheim-Dossenheim-Ladenburg. Als die Kämpfe, die schließlich zur Einnahme Heidelbergs führten, beendet waren, zogen noch das gesamte Jahr 1622 Truppen durch die Gegend. Der Ort hatte einige junge Männer im Kampf verloren, war von allen Seiten zur Finanzierung des Krieges ausgepresst und geplündert worden und einige Gebäude waren zerstört. Auch die Glocken hatten die Bayern als Beute mitgenommen. Da die meisten Bewohner jedoch über Reserven verfügten, begann man bald die Schäden zu beheben und das gewohnte Leben wieder aufzunehmen. Nur wurde nun von der Obrigkeit versucht, das Land wieder katholisch zu machen, was den Pfarrer zur Flucht zwang.

Aber immer noch zogen kleinere Truppen marodierender Soldaten durchs Land. 1625/1626 grassierte das Fleckfieber und forderte seinen Tribut. Im Jahre 1631 rückte dann wieder ein Heer von Norden kommend heran, diesmal die protestantischen Schweden, die sich auf einer Felsnase (Schwedenschanze) mit weitgehender Fernsicht auf das Rheintal über der Stadt Schriesheim verschanzten und die Bevölkerung sukzessive auspressten. Mitte September 1631 wagten die Bayern einen Ausfall aus Heidelberg, eroberten Schriesheim und zogen sich wieder nach Heidelberg zurück. Schriesheim war danach nur noch ein rauchender Trümmerhaufen. Die meisten Häuser und die Kirche waren abgebrannt, nur entlang des Kanzelbaches, wo Wasser rasch zur Hand war, hatte man einige Häuser vor den Flammen retten können. Weiterhin marodierten Soldaten durch die Gegend.

1635 brach die Pest aus und raffte einen beträchtlichen Teil der geschwächten Bevölkerung dahin. Diesmal kam der Wiederaufbau nur sehr schleppend in Gang. Die Reserven waren aufgezehrt, ein geregeltes Leben und Wirtschaften nicht mehr möglich. Lediglich die Weinberge und das in den Wald getriebene Vieh machten ein Überleben möglich.

Im Jahre 1643 kamen die Lothringer und brachten den Krieg wieder in die Gegend, 1644 erschien die Reichsarmee und 1645 die Franzosen unter Turenne. Zwar kam es zu keinen großen Schlachten mehr, aber die völlig verrohten Soldaten selbst waren nun die größte Gefahr. Obwohl keine bestimmten Gräuel aus Schriesheim überliefert sind, spricht die Tatsache Bände, dass man nun, nachdem man 25 Jahre lang ausgehalten hatte, im Jahre 1644 den Ort aufgab. Die Bevölkerung versteckte sich im nahen Wald oder war in umliegende, weniger zerstörte Orte geflohen. An ruhigen Tagen kamen die Überlebenden aus den umliegenden Orten, um den Wildwuchs auf den Weinbergen und Feldern zu ernten.

Als 1648 Frieden geschlossen wurde, kehrten die verstreuten Überlebenden wieder in den Ort zurück. Die meisten hatten nun Land und zerstörte Häuser geerbt, aber weder Vieh noch Saatgut noch Baumaterial. So verkaufte man, wo es ging, etwas Land oder einen Bauplatz an Zuziehende, um selbst wieder Mittel zum Wiederaufbau zu erlangen. Kaum 40 Familien fanden sich ein, davon nur 24 mit alten Schriesheimer Namen. Das waren weniger als 20 Prozent der Bevölkerung aus der Zeit vor dem Krieg. Allein die Einwanderung einer beträchtlichen Zahl reformierter Schweizer ließ die Bevölkerungszahl schnell wieder steigen. Es sollte dennoch fast ein Jahrhundert dauern, bis die alte Zahl wieder erreicht wurde.

Im Zuge der Französischen Revolution kam es am 21. Oktober 1789 zu ersten Protesten gegen die Abgabenlasten. Diese konnten jedoch bald durch Zugeständnisse der Obrigkeit relativ leicht beendet werden. Im Jahre 1798 kam es dann zum „Schriesheimer Aufstand“ gegen den Zentgrafen Nikolaus Lissingolo, der viel Staub aufwirbelte, dessen Verlauf aber bis heute nicht völlig geklärt ist. Die drei Schriesheimer Balthasar Ortlipp, Wendel Müller und Heinrich Riehl wurden zu drei bzw. zwei Jahren Zuchthaus verurteilt, neun weitere erhielten mildere Freiheitsstrafen.

Der Reichsdeputationshauptschluss von 1803 legte fest, dass Schriesheim zusammen mit Kurpfalz in den Besitz des Markgrafen von Baden gelangte. Gleichzeitig wies er die Lehensherrschaft dem Königreich Württemberg zu, da es als Ersatz für das Fürstentum Mömpelgard die säkularisierte Fürstpropstei Ellwangen erhalten hatte. Durch den Tausch- und Epurationsvertrag von 1806 erlangte das Großherzogtum Baden später auch an die Lehensherrschaft über Schriesheim und die Strahlenburg.

Im März 1815 kam es zu einer erneuten offenen Rebellion der Schriesheimer gegen die Obrigkeit, die nur mit Soldaten niedergeschlagen werden konnte. Auch in der Revolution von 1848/49 wurden die Schriesheimer ihrem Ruf gerecht und beteiligten sich in prominenter Stellung an den revolutionären Umtrieben. Die Mehrheit der Einwohner wurde von Friedrich Hecker beeinflusst, der seit 1842 Abgeordneter des Wahlkreises Ladenburg-Weinheim war. Nach der Niederschlagung wurden von der badischen Regierung 1851/52 drei Bürgermeisterwahlen für ungültig erklärt, weil der Gewinner jeweils ein „Demokrat“ war.

Später kam es in Schriesheim zu einer so starken Auswanderung nach Amerika, dass die Bevölkerungszahl merklich sank. Gab es 1848 noch rund 2800 Einwohner, waren es 1858 nur noch rund 2700 und die Bevölkerungszahl fiel weiter auf einen Tiefststand von rund 2650 im Jahre 1890. Die ersten Auswanderer nach Amerika hatten sich bereits 1724 auf den Weg gemacht und erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es zu einem Ende dieser Auswanderung.

Am 9. März 1964 erhielt Schriesheim wieder den Titel Stadt. Am 1. Januar 1972 wurde Altenbach eingemeindet, ein Jahr später am 1. Januar 1973 Ursenbach.

Ort : Geographische Breite: 49.4759978, Geographische Länge: 8.6610031


Geburt

Treffer 1 bis 5 von 5

   Nachname, Taufnamen    Geburt    Personen-Kennung 
1 Graff, Johann Martin  10 Jan 1694Schriesheim, Rhein-Neckar-Kreis, Baden-Württemberg, Deutschland I175288
2 Graff, Johann Philipp  1 Jul 1666Schriesheim, Rhein-Neckar-Kreis, Baden-Württemberg, Deutschland I175289
3 Kogler, Johann Peter  1716Schriesheim, Rhein-Neckar-Kreis, Baden-Württemberg, Deutschland I216990
4 Lauer, Anna Catharina  7 Dez 1673Schriesheim, Rhein-Neckar-Kreis, Baden-Württemberg, Deutschland I164951
5 Will, Johann Ägidius  1794Schriesheim, Rhein-Neckar-Kreis, Baden-Württemberg, Deutschland I101031