Drucken Lesezeichen hinzufügen

, Schwalm-Eder-Kreis, Hessen, Deutschland



 


Notizen:
Wikipedia 2021:

Der Schwalm-Eder-Kreis ist ein Landkreis im Regierungsbezirk Kassel in Nordhessen. Die Kreisstadt ist Homberg (Efze). Flächenmäßig ist er der zweitgrößte Landkreis Hessens nach dem Landkreis Waldeck-Frankenberg. Er wurde 1974 im Rahmen der Gebietsreform in Hessen aus den Altkreisen Fritzlar-Homberg, Melsungen und Ziegenhain gebildet.

Der Kreis enthält Teile des Knüllgebirges und des Kellerwalds und wird von der Westhessischen Senke mit ihren fruchtbaren Böden durchzogen. Die namensgebenden Flüsse Schwalm und Eder durchfließen ihn.

Der Schwalm-Eder-Kreis liegt im historischen Siedlungsgebiet der Chatten. Sein Nordteil war als Gaugrafschaft Maden die Keimzelle der Landgrafschaft Hessen, sein Südteil jahrhundertelang bis 1450 die selbständige Grafschaft Ziegenhain. Im Mittelalter war die Region von den Auseinandersetzungen zwischen Kurmainz und der Landgrafschaft Hessen gekennzeichnet.

Geschichte:

Zahlreiche Funde aus der Steinzeit deuten darauf hin, dass das heutige Kreisgebiet schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt war. Um die heutigen Kleinstädte Felsberg, Fritzlar, Gudensberg und Niedenstein befand sich das Kerngebiet der Chatten, daher trägt die Region auch den Namen Chattengau. Die größte Fliehburg der Chatten dürfte die Altenburg bei Niedenstein gewesen sein, die etwa ab 2000 v. Chr. besiedelt wurde. Funde von Goldmünzen, Bronzegegenständen und Glaserzeugnissen sprechen dafür, dass das Oppidum ein wichtiger regionaler Handelsplatz war. Die datierbaren Funde hören kurz vor der Zeitenwende auf. Möglicherweise wurde die Anlage im Laufe des Rachefeldzuges des römischen Feldherrn Germanicus gegen die Chatten 15 n. Chr. aufgegeben oder zerstört. Tacitus berichtet, dass der Hauptort der Chatten, Mattium, niedergebrannt wurde, und dass die Römer zuvor die Eder nach Norden überquert hatten. Bis heute ist unklar, wo dieser Ort lag. Einige Historiker nehmen daher an, dass es sich bei Mattium nicht um eine begrenzte Örtlichkeit, sondern um ein größeres Gebiet handelt, das aus diversen Einzelgehöften und Fliehburgen mit Ringwällen bestand. Die Altenburg wäre demnach ein Glied einer Ringwallkette gewesen, die möglicherweise die Ebene von Maden, mit der Mader Heide, und den Niedensteiner Stadtteil Metze umfasste. In diesen Gebiet befanden sich die wichtigsten religiösen, politischen und rechtlichen Stätten der Chatten.

Laut der Vita Sancti Bonifatii des Willibald von Mainz fällte der angelsächsische Missionar und Kirchenorganisator Bonifatius im Jahr 723 n. Chr. bei Fritzlar einen dem germanischen Gott Donar (Thor) geweihten Baum, die Donareiche. Aus ihrem Holz ließ er eine Kapelle errichten, an deren Stelle heute der Fritzlarer Dom steht. Das mit der Kapelle verbundene Kloster und die westlich davon gelegene Königspfalz, die Karl der Große 775 erbauen ließ, verschafften Fritzlar eine bedeutende Stellung im karolingischen Reich. In den folgenden Jahrhunderten kam es zu zahlreichen Königs- und Kaiserbesuchen sowie zu Reichs- und Kirchenversammlungen. 919 wurde der sächsische Herzog Heinrich in Fritzlar zum König gewählt.

Die bisher königseigene Stadt Fritzlar kam ab etwa 1066 durch mehrere Schenkungen des Kaisers Heinrich IV. an das Erzstift Mainz. Zwar blieb die Stadt bis weit ins 13. Jahrhundert die wichtigste Stadt Niederhessens, wurde dann aber allmählich von den landgräflichen Residenzstädten Marburg und Kassel abgelöst. Der wachsende weltliche Einfluss des Erzbistums in der Region sorgte vom 13. bis ins 15. Jahrhundert für ständige Fehden zwischen Kurmainz und den Landgrafen von Hessen um die territoriale Vorherrschaft. Der Sieg des Landgrafen im entscheidenden Mainzisch-Hessischen Krieg von 1427 beendete die Mainzer Ambitionen in Ober- und Niederhessen. Fritzlar war nun fast ganz von hessischem Gebiet umschlossen. Die Stadt wurde erst 1803 mit dem Reichsdeputationshauptschluss hessisch.

Im Südteil des Kreises gelang es den Grafen von Ziegenhain im 12. Jahrhundert, sich auf der Grundlage von Fuldaer und Hersfelder Vogteirechten eine geographisch geschlossene Herrschaft aufzubauen. Die strategische Lage zwischen Ober- und Niederhessen und zwischen Mainz und Hessen zwang die Grafen zu geschicktem Lavieren in den Auseinandersetzungen zwischen den Landgrafen und Kurmainz. In den 1370er Jahren war Gottfried VIII. von Ziegenhain einer der führenden Gegner des Landgrafen im Sternerkrieg, in dessen Verlauf Schwarzenborn und Neukirchen niedergebrannt wurden. Mit dem erbenlosen Tod des letzten Grafen von Ziegenhain, Johann II. im Jahre 1450 fiel seine Grafschaft an Hessen.

1469 kam es nach Erbstreitigkeiten zwischen den Landgrafen-Brüdern Heinrich III. von Oberhessen und Ludwig II. von Niederhessen zum Hessischen Bruderkrieg, bei dem Borken und wiederum Schwarzenborn niedergebrannt sowie die Burg Jesberg zerstört wurden. Der Konflikt wurde im Folgejahr auf einem Landtag am Spieß beigelegt.

1526 berief der hessische Landgraf Philipp I. in der Homberger Stadtkirche St. Marien die Homberger Synode ein. Der Reformator Franz Lambert von Avignon legte seine Thesen vor, woraufhin die Reformation in der Landgrafschaft eingeführt wurde. Die Klöster und Stifte wurden säkularisiert. Die Fritzlarer Stifte und Klöster waren die einzigen im heutigen Kreisgebiet, die bestehen blieben, weil die Stadt zum Erzstift Mainz gehörte.

Ab 1618 wütete der Dreißigjährige Krieg. Die meisten Orte im heutigen Landkreis waren vom Krieg durch Truppendurchzüge, Kontributionen, Einquartierungen, Plünderungen und Brandschatzung betroffen. 1631 hielt Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel auf der Mader Heide einen Landtag ab, auf dem ihm die Landstände das nötige Geld für einen Kriegseinsatz bewilligten. Im gleichen Jahr zogen Truppen Tillys durchs Land, die auf ihrem Weg Borken plünderten und zerstörten und die Dörfer Lohne und Kirchberg ebenso verwüsteten wie das ehemalige Kloster Immichenhain, das kurz vorher vom Bistum Fulda noch einmal mit fünf Mönchen besetzt worden war.

Vor allem die Ereignisse des Jahres 1640 waren verheerend. Kroatische Reiter des Kaisers setzten Gudensberg in Brand und zerstörten 280 Gebäude; lediglich die Stadtkirche, das Hospital vor den Stadtmauern und einige Häuser blieben verschont. Kaiserliche Truppen äscherten große Teile der Stadt Treysa ein und zerstörten das gotische Rathaus. Der verantwortliche Feldmarschall Johann Rudolf von Breda fiel kurze Zeit später im Gefecht am Riebelsdorfer Berg, angeblich durch eine Kugel von Velten Muhly, Kommandant des Ziegenhainer Bürgerkorps. Zahlreiche Dörfer in der Region Schwalm sowie ein Lustschloss des Landgrafen Moritz in Guxhagen wurden in diesem Jahr Opfer kaiserlicher Truppen.

Viele Orte waren nach Ende des Krieges zerstört und verwüstet und erholten sich nur langsam, oder blieben Wüstungen. Allein in Fritzlar kam während des Krieges die Hälfte der Einwohner ums Leben. Neukirchen war noch 1671 hoch verschuldet, Niedenstein litt noch Jahrhunderte später unter den Auswirkungen des Krieges.

Nach einem ruhigen Jahrhundert brachte der Siebenjährige Krieg mancherorts ähnliche Zerstörungen mit sich wie der Dreißigjährige Krieg. Altenbrunslar und Zwesten wurden von durchziehenden Truppen geplündert. Gudensberg, wo sich französische Magazine befanden und Truppen die Obernburg besetzten, wurde 1761 von hessischen und britischen Truppen unter Lord Granby erobert. Dabei wurde die Burg zerstört und danach beim Wiederaufbau der Stadt von den Bewohnern als Steinbruch genutzt. Französische Truppen nahmen das Schloss Spangenberg im Handstreich ein und hielten die Ziegenhainer Festung besetzt, die 1761 von hessischer Artillerie zerstört wurde.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts trat die Landgrafschaft Hessen-Kassel, zu der das heutige Kreisgebiet gehörte, nicht dem Rheinbund bei und blieb neutral. Napoléon schlug Hessen-Kassel daraufhin 1807 dem neu gebildeten Königreich Westphalen unter der Regentschaft seines Bruders Jérôme Bonaparte zu. Die Unzufriedenheit über die Fremdherrschaft brachte 1809 Oberst Wilhelm von Dörnberg dazu, einen Aufstand gegen den neuen König anzuzetteln. Er versammelte in Homberg etwa 1000 schlecht bewaffnete Bauern, mit denen er gen Kassel zog, dem Regierungssitz Jérômes. Nach einem kurzen Gefecht bei Baunatal wurde der Aufstand niedergeschlagen. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig wurde das Königreich 1813 aufgelöst und in der Restaurationszeit das Kurfürstentum Hessen gebildet.

Bei einer Verwaltungsreform des Kurfürstentums 1821 wurden die Kreise Fritzlar, Homberg, Melsungen und Ziegenhain gebildet. In diese Zeit fielen auch die Anfänge des Braunkohlebergbaus in der Region, der sie mehr als hundert Jahre prägen sollte. Einen ersten Aufschwung erlebte der Bergbau, als neben dem staatlichen auch das private Engagement zulässig wurde und parallel dazu der industrielle Bedarf wuchs. Private Zechengründungen erfolgten 1821 in Frielendorf durch die Familie von Baumbach sowie 1825 bei Wabern durch Postmeister Thielepape, dennoch blieben Privatgründungen wegen der hohen behördlichen Hindernisse selten. Die nordhessische Braunkohle verfügte über einen höheren Heizwert als die meisten übrigen Braunkohlen in Deutschland, ließ sich jedoch kaum weiterveredeln. Mit dem Bau der Main-Weser-Bahn in der Mitte des 19. Jahrhunderts und der Kanonenbahn in den 1870er Jahren wurden die Region an die großen Wirtschaftszentren angebunden und neue Absatzmärkte erschlossen. Die besseren Verkehrsbedingungen erlaubten eine Fördersteigerung in den Zechen und führten zu einer stetigen Modernisierung des Kohleabbaus. Das Gebiet gehörte ab 1868 zu der preußischen Provinz Hessen-Nassau und war ab 1871 Bestandteil des Deutschen Kaiserreichs. Durch die Annexion wurde dem privaten Bergbau 1867 mit der Einführung des preußischen Bergrechts erheblich größere Entfaltungsmöglichkeit gewährt.

Region : Geographische Breite: 51.04, Geographische Länge: 9.40

Keine Suchergebnisse.